Hans-Herbst-Edition










Zwischen den Zeilen, Stories 5


Hans-Herbst-Edition Band VI
Nachwort von Günter Ohnemus
180 Seiten, gebunden, Euro 19,90
ISBN 978-3-86532-097-1


Diese Kurzgeschichten bergen intensive Leseerfahrungen, und zwar »Zwischen den Zeilen«. Hans Herbst liefert seinen Lesern großartige Geschichten voller Menschlichkeit, erzählt mit lakonischer Weisheit. Der weit gereiste Weltenbummler kombiniert Exotisches und Alltägliches gekonnt zu glaubwürdigen Geschichten und Figuren. Die Stories sind jede auf ihre Weise eine Hommage an das Leben und die Menschen.

Gegensätze, vor allem kulturelle, destillieren in zwischenmenschlichen Situationen zu klaren, ehrlichen Perspektiven auf unterschiedliche Lebensentwürfe. So geht eine Frau afrikanischer Herkunft gestärkt aus einer brenzligen Situation mit Skinheads hervor, weil sie durch die Bedrohung ihre kulturellen Wurzeln und ihre Identität wieder fühlen kann.

Wer Herbsts Bücher schon kennt, trifft die Figur Krebs auch in »Zwischen den Zeilen« wieder. Und die, die ihn nicht kennen, werden den ewig Reisenden nun endlich kennenlernen.

Leseprobe
Da war eine Insel in der Bucht vor der Stadt. Den Namen der Insel hatte er vergessen. An den sandigen Weg konnte er sich erinnern, der unter hohen Palmen hindurch zu einem kleinen, türkisfarbenen See führte. Am jenseitigen Ufer war ein Stück Bambuswald mit einer Papageienkolonie, und auf dem See ließen sich stille Wasservögel von einem sanften Wind treiben. Daran konnte er sich erinnern. Und an die Hitze, wenn er nachmittags unter dem Palmenstrohdach vor der alten Bretterbude saß, die sie Barraca zum glücklichen Propheten nannten und wo er Bier aus großen, beschlagenen Flaschen trank. Auf dem sandigen Platz davor spielten manchmal Kinder mit kleinen, schwarzen Schweinen und Buschbabys. Sie kamen zu ihm herüber und wollten ihm eines von diesen Affentieren verkaufen, die in eine Hemdtasche passen und große, kluge Augen haben.
»Macht keinen Quatsch«, sagte er dann, »ich müßte ihn mitnehmen nach Europa und da versteht ihn keiner.«
Die Kinder lachten, und mit Sicherheit sagte einer von den kleinen Schlauköpfen: »Aber diese Macacos sind sehr klug und dieser hier ganz besonders, der kann ganz schnell europäisch lernen.«
(aus: „Die Barraca“)